Quelle: Brandstätter Verlag

Buchtipp: Die Sprache des Drohens und Erpressens

Was heute Hasspostings im Internet und vor allem in Sozialen Netzwerken zum Teil beinhalten, war früher in Erpresserbriefen zu finden: Drohungen, bei denen der Verfasser entweder anonym bleiben will, eine falsche Identität wählt oder sich diese phantasievoll ausdenkt – man denke nur an den Kaufhaus-Erpresse „Dagobert“. Gleichzeitig wird meistens eine Forderung formuliert nach dem Motto „wenn (nicht) … dann“.

Erpresserbriefe aus etlichen Jahrzehnten Kriminalgeschichte haben die Autoren Ernst Strouhal und Christoph Winder in ihrem Buch „Eine Geschichte des Drohens und Erpressens. Ein kulturhistorischer Streifzug durch die Kriminalgeschichte“ unter die Lupe genommen. Darunter beispielsweise auch internationale Fälle wie die Drohbriefe an Martin Luther King oder im Zusammenhang mit der Entführung des Lindbergh-Babys. Insgesamt ist mit dem Buch, erschienen im Brandstätter Verlag, nicht nur ein Streifzug durch die Kriminal-, sondern auch durch Sprachgeschichte entstanden. Denn selbst Erpresserbriefe unterliegen sprachlichen Trends, die sich in vielen Jahrzehnten entwickelt haben. Der Autor Christoph Winder freut sich drüber: „Oft haben wir es mit einer Kombination aus mephistophelischer Häme und Freundlichkeit oder Geschäftsmäßigkeit zu tun“, sagte er im Rahmen der Buchpremiere. An gleicher Stelle wurde betont, „das Buch sei nicht nur eine wertvolle Aufarbeitung der Historie des Drohens, sondern rege auch zur Auseinandersetzung damit an, was in unserer heutigen Zeit – vor allem online – an Schmähungen passiert“. Dennoch kommt die (rückwirkend) amüsante Seite von einfach zu lösenden Erpressungen nicht zu kurz, wenn beispielsweise der Erpresser seine eigene Kontonummer bei der Lösegeldforderung angibt.

Insgesamt eine lesenswerte, sehr gut geschriebene Reise durch die Kriminal- und Sprachgeschichte, die einem aufgrund der Brutalität abwechselnd Schauer über den Rücken laufen lässt und ob der Absurdität oder des Sprachstils ein Lächeln auf die Lippen zaubert.