
Pressefreiheit weltweit auf dem Rückzug
Das globale Netzwerk ‚Reporter ohne Grenzen‘ (ROG) stellt in seiner jährlich veröffentlichten Rangliste zur weltweiten Medienfreiheit eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von Journalisten und Medienvertretern fest. Besonders erschreckend sei, dass auch Demokratien immer stärker unabhängige Medien und Journalisten einschränkten, anstatt die Pressefreiheit als Grundwert hochzuhalten, erläutert ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske.
Nach Angaben von ‚Reporter ohne Grenzen‘ bewertet die aktuelle Rangliste die Situation für Journalisten und Medien im Jahr 2016 auf Basis eines Fragebogens zu allen ‚Aspekten unabhängiger journalistischer Arbeit sowie die von ROG ermittelten Zahlen von Übergriffen, Gewalttaten und Haftstrafen gegen Journalisten‘.
Das Ergebnis: Besonders frei können Journalisten und Medien in den skandinavischen Ländern arbeiten. Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark und die Niederlande belegen Platz eins bis fünf. Deutschland rangiert auf Rang 16. Dies ist die gleiche Platzierung wie im Jahr zuvor. Das Ende der Rangliste bilden China, Syrien, Turkmenistan und Eritrea. Nordkorea landet auf dem letzten Platz.
In der Beurteilung der Ergebnisse weit ‚Reporter ohne Grenzen‘ besonders darauf hin, dass „sich in knapp zwei Dritteln der 180 untersuchten Länder die Situation im vergangenen Jahr verschlechtert hat“. Dazu hätten die Entwicklungen in demokratischen Ländern beigetragen, so das globale Netzwerk. „Immer wieder haben Politiker Journalisten verbal angegriffen und Regierungen Gesetze verabschiedet, die Überwachungsbefugnisse der Geheimdienste ausbauen und Whistleblower bedrohen. In Ländern wie den USA, Polen oder Großbritannien tragen Spitzenpolitiker ihre Geringschätzung gegenüber Journalisten offen zur Schau“, so das Statement von ROG auf der Internetseite der Organisation. Zur weltweiten Verschlechterung habe auch das rücksichtslose Vorgehen der Regierungen in Ländern wie Ägypten oder Burundi beigetragen. In der Türkei habe sich die Lage für Journalisten und Medien im Zuge einer beispiellosen Repressionswelle seit dem Putschversuch im vergangenen Sommer erneut verschlechtert. In Kriegs- und Krisenländern wie Syrien, Libyen oder dem Jemen seien Journalisten unverändert tödlichen Gefahren von allen Seiten ausgesetzt.
Neben der jährlichen Rangliste führt ROG auch ein ‚Barometer der Pressefreiheit‘, das für das laufende Jahr und Stand 01.06.2017 bedrückende Zahlen aufweist:
Journalisten getötet: 9
Medienassistenten getötet: 9
Online-Aktivisten und Bürgerjournalisten getötet: 9
Journalisten in Haft: 191
Medienassistenten in Haft: 10
Online-Aktivisten und Bürgerjournalisten in Haft: 166
Weiterführende Links:
– Rangliste der Pressefreiheit 2017
– Rangliste der Pressefreiheit, weltweite Entwicklungen im Überblick
– Methodische Hinweise zur Datenerhebung
– Laudatio zum 20-jährigen Bestehen von Reporter ohne Grenzen, gehalten bei der Jubiläumsveranstaltung am 25. September 2014 von Thomas Roth, bis 2016 Moderator der ARD-Tagesthemen und langjähriges Mitglied von Reporter ohne Grenzen.