Smartphones machen einsam? Nein!

Seit rund zehn Jahren sind sie kaum noch wegzudenken aus Jacken-, Hand- und Hosentaschen an Restauranttischen oder in Schulen: Smartphones. Überall beugen sich Menschen konzentriert über die Displays. Sie nehmen kaum ihre Umgebung oder Mitmenschen wahr und sprechen nicht mehr miteinander – Smombies (Smartphone-Zombies) überall. Der Schluss, dass man durch intensive Nutzung des Smartphones vereinsamt und die Lebensqualität sinkt liegt nahe, oder etwa doch nicht? Eine Studie hat die Antwort.

Medienpsychologen der Universität Hohenheim kommen in einer aktuellen Studie zu dem überraschenden Ergebnis, dass Smartphones nicht einsam machen. Sie haben herausgefunden, dass Menschen, die aktiv beispielsweise per Smartphone über soziale Netzwerke kommunizieren, dies auch in direkten, persönlichen Gesprächen tun. Facebook, Twitter & Co. hält die Nutzer also nicht davon ab, auch weiterhin ausführlich und intensiv mit ihren Mitmenschen zu reden. Nutzer von sozialen Netzwerken zeigen sich sogar insgesamt mit ihrem Leben zufriedener.

„Das Ergebnis hat auch uns überrascht“, erklärt der Medienpsychologe Dr. Dienlin, der im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts „Privatheit im Wandel“ mit einer Forschungsgruppe rund um Prof. Dr. Sabine Trepte an der Universität Hohenheim die bundesweite Umfrage durchgeführt hat. Dabei wurden in einem Abstand von einem halben Jahr zwei Mal die Kommunikationsgewohnheiten der Menschen erfasst. Die Wissenschaftler wollten wissen, wie häufig man mit engen Freunden, Bekannten und Familie – außer Partner und Arbeitskollegen – aktiv kommuniziert. Die Befragten gaben dabei jeweils eine Selbsteinschätzung zu ihrem Kommunikationsverhalten über soziale Netzwerke, Instant Messenger und im direkten Gespräch ab.

„Unsere Daten geben keinerlei Hinweise auf negative Effekte der digitalen Kommunikation. Sie zeigen vielmehr, dass die Kommunikation über soziale Netzwerke und Instant Messenger auch direkte Gespräche zwischen den Menschen verstärkt. Und darüber hinaus geht die Nutzung sozialer Netzwerke auch mit einer leicht erhöhten Lebenszufriedenheit einher“, erläutert Dienlin. Digitale Kommunikationskanäle regen also offenbar die Kommunikation an. „Sie können als Kommunikationsinitiator fungieren“, so der Experte.

Wie sich die Nutzung von Social Media auf die Lebensqualität auswirkt, war ebenfalls Thema der Untersuchung. Die Forscher fragten die Testpersonen auch danach, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind und wie einsam sie sich fühlen. „Bei keinem der drei Kommunikationswege konnten wir einen negativen Einfluss ausmachen“, betont Dr. Dienlin. „Aber wir haben durch die Nutzung sozialer Netzwerke einen leichten positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit festgestellt – ein Effekt, der nicht mal beim persönlichen Gespräch zu erkennen ist.“

Zur Pressemitteilung der Universität Hohenheim und weiteren Studienergebnissen geht es hier.

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