
Sprachassistentinnen brauchen mehr Schlagfertigkeit!
In meinem Blogpost vom 24. Mai habe ich über das neue Image-Video der deutschen Frauen-Fußballmannschaft geschrieben und, dass ich es toll finde, weil es zeigt, wie man – wenn man schlagfertig, frech und sportlich ist – mit Genderthemen umgehen kann, ohne die Besserwisser*innen- oder Hysterie-Keule zu schwingen.
Nur wenige Tage später ist mir eine Meldung aufgefallen, die zeigt, wie sehr wir jedoch (meist unbemerkt) täglich mit Rollenklischees umgehen und diese sogar durch unsere Nutzungsgewohnheiten verstärken. Für die „Equals Skills Coalition“, ein Zusammenschluss für mehr Chancengleichheit in der Technologiebranche, hat die Unesco einen umfangreichen Bericht herausgegeben, der sich mit Geschlechtergerechtigkeit im Bereich des Digitalen befasst. Ergebnis: Die Bilanz der digitalen Qualifizierung ist düster. Weltweit wachsen die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den digitalen Kompetenzen – trotz nationaler und internationaler Bemühungen, diese Unterschiede zu schließen. Frauen und Mädchen werden zurückgelassen. Die Unesco hat daher ein Strategiepapier entwickelt, um auf die Benachteiligung von Frauen und Mädchen bei diesem Thema aufmerksam zu machen und vor allem auch die Auswirkungen zu erklären, wenn sie bei der Digitalisierung abgehängt werden.
Das klingt zunächst sehr weit weg vom Alltag, aber: Eine sehr greifbare Erkenntnis in dem Bericht ist zum Beispiel, dass Sprachassistenten überholte Rollenklischees festigen. Nicht nur, weil ihre Stimmen fast immer weiblich sind. Sondern auch, weil sie auf sexistische Fragen oftmals unterwürfig antworten. Und so ergab sich dann auch der Titel des Unesco-Berichts: „I’d blush if I could“ („Wenn ich könnte, würde ich erröten“). Das war bis vor kurzem Siris Antwort auf eine sexistische Beschimpfung. Weitere Antworten auf Interaktionen mit unmissverständlich sexuellem Inhalt kann man im Online-Magazin t3n nachlesen – und auch was männliche Programmierer damit zu tun haben.
Positiv ist: Längst gibt es Bemühungen, geschlechtsneutrale Stimmen zum Einsatz kommen zu lassen. Die Agentur VIRTUE entwickelte zusammen mit den Organisationen Copenhagen Pride und Equal AI „Q“. Q hat weder eine weibliche noch eine männliche Stimme, sondern eine geschlechtsneutrale. Die Idee dahinter kann man im Online-Magazin „Edition F“ nachlesen – und anhören natürlich auch! Man darf gespannt sein, wann die Alexas und Siris dieser Welt mit der Q-Stimme sprechen, aber auch frecher, schlagfertiger und mutiger antworten.