Deutscher Rat für Public Relations spricht Rügen aus

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) hat in seiner Funktion als Organ der freiwilligen Selbstkontrolle für das Berufsfeld Public Relations auf seinen letzten beiden Sitzungen im Dezember und Januar insgesamt drei Rügen ausgesprochen: Zwei wegen Täuschung und Verschleierung, eine wegen Meinungsmanipulation.

Die Ratsmitglieder, allesamt Branchenexperten aus Unternehmen, Verbänden, Agenturen und anderen Organisationen, haben den Auftrag Missstände und Fehlverhalten bei der Kommunikation mit Öffentlichkeiten zu benennen, Fehlentwicklungen in der Branche aktiv anzusprechen und sich ggf. mit öffentlichen Stellungnahmen in die Diskussion einzumischen. Dabei basiert die Arbeit des Rats auf dem Deutschen Kommunikationskodex und anderen, aktuellen Kodizes. Die zuletzt ausgesprochenen Rügen beziehen sich auf Social Bots, auf nicht erkennbare Absender von Wahlempfehlungen sowie den Tourismusverband Seefeld wegen Täuschung von Medienvertretern.

DRPR verurteilt den Einsatz von Social Bots
Der Einsatz von Social Bots, also von Accounts in sozialen Netzwerken, hinter denen nicht Menschen, sondern Maschinen stehen, ist nach Auffassung des Deutschen Rats für Public Relations „unvereinbar mit den Grundsätzen verantwortungsbewusster Öffentlichkeitsarbeit“.
Nach Meinung des Rats unterlaufen Social Bots das Prinzip, dass hinter jeder öffentlich
vorgetragenen Meinung ein Mensch stehen muss. Daher würde der tatsächliche Absender verschleiert. Beides zusammen genommen seien Manipulationsversuche und
massive Verstöße gegen grundsätzliche Prinzipien der Öffentlichkeitsarbeit, so der DRPR in seiner Begründung. Die Kritik beziehe sich auf „Meinungsbots“, also auf Skripte oder Computerprogramme, die unter falschen oder erfundenen Identitäten in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook den Eindruck erwecken, sehr viele Menschen würden eine bestimmte Meinung vertreten, was aber tatsächlich nicht der Fall ist. Für unbedenklich hält der DRPR hingegen den Einsatz von Social Bots z.B. im Kundenservice für standardisierte Anfrage- oder Beratungsprozesse. Der DRPR fordert in seiner Stellungnahme insbesondere die politischen Parteien sowie in der politischen Kommunikation tätige Organisationen auf, keine „Social Bots“ einzusetzen.

Rüge für namentlich unbekannte politische Unterstützerkreise
Bei einer Wahl-Zeitung namens „Extrablatt“, bei Großplakaten während der Landtagswahlkämpfe des vergangenen Jahres sowie einem sogenannten „Wahlometer“, der bei der Landtagswahl 2016 in Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt wurde und bei dem Antworten in den meisten Fällen in eine Wahlempfehlung zu Gunsten der AfD mündeten, war nach Auffassung des DRPR weder klar zu erkennen, wer der Absender der Kommunikation war, noch aus welcher Quelle die Finanzierung der Maßnahmen stammte. Dieses Vorgehen verstößt gegen Art. 1 des Deutschen Kommunikationskodexes sowie die DRPR-Richtlinie zur Kontaktpflege im politischen Raum und führte daher im Januar zu einer öffentlichen Rüge.

Tourismusverband Seefeld wegen Täuschung der Medien gerügt
Eine Pistenraupe wurde nicht ins österreichische Seefeld, sondern in den gleichnamigen Ort in Schleswig-Holstein geliefert. Die Medien, unter ihnen auch die Nachrichtenagentur dpa, greifen das scheinbar amüsante Versehen auf, nachdem sie sich beim Tourismusverband Seefeld rückversichert haben, dass nichts anderes dahintersteckt. Zwei Tage später jedoch gibt der Verband zu, dass es sich um einen PR-Gag gehandelt habe. Der DRPR rügt den Geschäftsführer des Tourismusverbandes sowie weitere in die Durchführung involvierte Personen wegen „der bewussten Täuschung von Journalisten sowie der Schädigung des Berufsfeldes der PR. Vorhaben und Aktionen dieser Art verstoßen gegen Art. 1, 2 und 12 des Deutschen Kommunikationskodexes sowie gegen Art. 4, 15, 18 und 19 des Code de Lisbonne.“

Weiterführende Links:

Pressemitteilung: DRPR rügt namentlich unbekannte AfD-Unterstützerkreise sowie den  Tourismusverband Seefeld und Einzelpersonen

Pressemitteilung: DRPR verurteilt den Einsatz von Social Bots

Kommunikationskodex und alle DRPR Richtlinien

 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*