
Kolumne: Schulz oder Merkel, wer kann Antrittsrede?
Die Nominierung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten bescherte seiner Partei zunächst hohe Umfragewerte. Möglicherweise war das Umfragehoch dem Wunsch der Wähler nach einem Umbruch zuzuschreiben. Und möglicherweise erwarten die Menschen dies, weil sie beispielsweise die Antrittsrede von Martin Schulz gehört haben. Aber auch Angela Merkel hat eine solche Rede gehalten. Grund genug, um beide Reden zu vergleichen und zu analysieren.
Dies hat der Medien- und Kommunikationsdienstleister Pressrelations in einer interessanten Ausführung auf dem hauseigenen Unternehmensblog getan, Autorin ist Marija Maksimović .
Welche Wörter wurden am meisten verwendet?
Laut Maksimović‘ Zählung bestand die Rede von Martin Schulz insgesamt aus 4.209 Wörtern, die von Angela Merkel aus 2.747.
Schulz verwendet die Wörter „wir“ und „ich“ mit jeweils 55 Nennungen am häufigsten. Das Wort „unser“ wird 42 Mal verwendet und „Menschen“ 27 Mal, so die Analystin.
In der Rede von Angel Merkel komme „Wir“ mit 43 Nennungen am häufigsten vor, „Wahlkampf“ 21 Mal und „Deutschland“ 11 Mal. Die eigene Partei nennt sie vergleichsweise selten (vier Mal)“, schreibt Maksimović.
Welche Themen spielten eine Rolle?
Neben diesem nummerischen Ansatz des Vergleichs, gibt der Blogpost auch Aufschluss über die für die Kandidaten wichtigsten Themen. Dies sind bei Angela Merkel gesellschaftlicher Zusammenhalt, Digitalisierung und die Flüchtlingskrise. Das Spitzenthema von Schulz ist dagegen die soziale Gerechtigkeit. Über ein Viertel seiner Ansprache widme er diesem Themenkomplex und über die Flüchtlingssituation spreche er in 19,3 Prozent seiner Rede. Zu 13 Prozent beziehe er sich auf das Thema Rechtsextremismus, so die Autorin von Pressrelations.
Rhetorisches Feuerwerk vs. Pragmatismus
Interessant ist auch das Ergebnis, auf welche Art und Weise beide versuchen, ihre Zuhörer zu erreichen. Hierzu muss voraus geschickt werden, dass Martin Schulz seine Rede im Willy-Brandt-Haus bei der Vorstellung seiner Person als SPD-Kanzlerkandidat gehalten hat, Angela Merkel hingegen im Rahmen einer Pressekonferenz zu ihrer Kandidatur. Marija Maksimović kommt zu dem Ergebnis, dass Angela Merkel „durch Pragmatismus, Fakten und tendenziell komplizierte Sätze auf Hochdeutsch ihr Publikum zu erreichen versucht. Metaphern und Wiederholungen der Sachverhalte verwendet sie dabei reduziert, um wichtige Aussagen zu betonen.“
Martin Schulz, so die Masterstudentin für angewandte Medienforschung an der TU Dresden, greife geradezu „auf ein rhetorisches Feuerwerk zurück. Er weiß, wie man das Publikum durch das Einbringen persönlicher Geschichten mitreißen kann. Im direkten Vergleich mit Merkels förmlicher Sachlichkeit wirkt die Ansprache von Martin Schulz, die vorwiegend einfache Satzstrukturen enthält, fast locker, umgangssprachlich.“
Fazit: Authentizität zählt
Für mich zeigt die Analyse der beiden Antrittsreden, dass in beiden Fällen die Reden offensichtlich auf die Personen zugeschnitten sind. Beide Ansprachen wirken, sicherlich auch aufgrund der jahrelangen Rede-Erfahrung von Merkel und Schulz, authentisch. Dass Schulz vermutlich der emotionalere der beiden Kandidaten ist, scheint sich durch seinen Redestil zu bestätigen. Nüchternheit und Pragmatismus zu transportieren ist jedoch in bestimmten Positionen und bei bestimmten Themen kein Fehler.
Es muss ja nicht immer gleich eine Antrittsrede sein, dennoch ist für viele Redner die Vorbereitung auf einen solchen Auftritt oftmals eine Belastung. Überlassen Sie daher das Verfassen der richtigen Ansprache, das Finden der richtigen Worte und vor allem des “roten Fadens” einem Textprofi. Gerne übernehme ich als Redenschreiberin die Vorbereitung Ihrer Rede – rufen Sie mich einfach an.
Weiterführender Link:
Den kompletten Beitrag von Marija Maksimović lesen Sie hier.