Vertrauen und Vielfalt: ja. Wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit: vielleicht. Was EU-Bürger von Zeitungen, Radio, TV und sozialen Netzwerken halten

Die Europäische Kommission hat im Rahmen ihrer Eurobarometer-Umfrage die EU-Bürger nach deren Meinung zu ihren nationalen Medien befragt. Ergebnis: Die Mehrheit der EU-Bürger hält ihre jeweiligen Landesmedien für vielfältig und vertrauenswürdig, ist aber skeptisch was die Unabhängigkeit von wirtschaftlichem und politischem Druck betrifft.

Befragt wurden mehr als 27.000 EU-Bürger unterschiedlicher sozialer und demografischer Gruppen in allen 28 EU-Mitgliedsstaaten. Befragungszeitraum war September bis Oktober 2016.

Vielfalt bekommt gute Werte
Die Mehrheit der Befragten (66 Prozent) ist der Meinung, dass ihre nationalen Medien vielfältige Ansichten und Meinungen bieten. Etwas weniger als ein Drittel (31 Prozent) ist anderer Ansicht und stimmt dem nicht zu. In Deutschland halten 79 Prozent der Befragten ihre Medien für vielfältig, in Finnland sogar 85 Prozent. Am unteren Ende liegt Griechenland, wo noch nicht einmal jeder Zweite (48 Prozent) die landesweiten Medien als vielfältig bezeichnet.

Skepsis bei der Unabhängigkeit
Bei der Unabhängigkeit ihrer Medien sind die EU-Bürger jedoch skeptisch. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) glaubt, dass die nationalen Medien nicht frei sind von politischem oder wirtschaftlichem Druck. 38 Prozent sehen das anders. Bemerkenswert: In Deutschland ist das Verhältnis beinahe umgekehrt, hier sind 53 Prozent der Menschen davon überzeugt, dass die Medien frei von politischem oder wirtschaftlichem Druck sind.

Vertrauenswürdigkeit ist hoch
Auch bei der Vertrauenswürdigkeit schneiden deutsche Medien verhältnismäßig gut ab. 72 Prozent der befragten Deutschen sind der Meinung, dass ihre Medien vertrauenswürdige Informationen bieten. In Finnland trifft dies sogar auf beinahe neun von zehn Befragten (88 Prozent) zu. Die geringste Zustimmung findet die Aussage wieder in Griechenland (26 Prozent).
Differenziert nach Medienform schneidet EU-weit das Radio bei zwei Drittel der Bürger (66 Prozent) in puncto Zuverlässigkeit am besten ab. Auf dem zweiten Platz landen die Zeitungen und das Fernsehen gleichauf mit jeweils 55 Prozent. Soziale Medien hingegen halten nur 32 Prozent der Menschen in der EU für zuverlässig, in Deutschland sind es sogar nur 24 Prozent.

Viele beteiligen sich an Diskussionen in sozialen Netzwerken, zögern aber, wenn Beleidigungen ausgesprochen werden
Mit Blick auf die aktuellen Diskussionen um Hass-Kommentare und Fake-News in den sozialen Netzwerken sind die folgenden Ergebnisse interessant: Die Mehrheit der Befragten (53 Prozent) verfolgt zwar Diskussionen in sozialen Medien, indem sie zum Beispiel Artikel im Internet lesen oder Diskussionen in sozialen Netzwerken oder Blogs im Internet verfolgen. Nur 28 Prozent jedoch beteiligen sich daran indem sie z. B. Kommentare posten, davon 2 Prozent sehr oft, 12 Prozent manchmal und 14 Prozent eher selten.
Die Befragten, die nach eigenen Angaben Diskussionen in sozialen Medien verfolgen oder daran teilnehmen, wurden gefragt, ob sie schon einmal Fälle erlebt haben, in denen Beleidigungen, Hasstiraden oder Drohungen gegen Journalisten, Blogger oder Personen gerichtet wurden, die in sozialen Medien aktiv sind. Eine große Mehrheit (75 Prozent) bejaht dies. Für knapp die Hälfte (48 Prozent) der EU-Bürger ist dies ein Grund, sich dann nicht an den Diskussionen  zu beteiligen. In Deutschland ist dieser Wert mit 43 Prozent etwas geringer.

Fazit der Studie
„Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass aus Sicht der Europäer noch viel getan werden muss, um die Unabhängigkeit der nationalen Medien – ein zentraler Eckpfeiler der Demokratie in der Europäischen Union – zu gewährleisten. Ein weiteres Thema, das der Aufmerksamkeit bedarf, sind die weit verbreiteten Erfahrungen mit Hasstiraden, Beleidigungen und Drohungen im Internet. Es muss sichergestellt werden, dass alle Bürgerinnen und Bürger im Internet ohne Bedenken ihre Meinung äußern können.“

Urheberrechtshinweis: Quelle © Europäische Union, 1995-2017

Urheberrechtshinweis: Quelle © Europäische Union, 1995-2017

 

 

Weiterführende Links:
Studienbeschreibung
Zusammenfassung der Studie, Factsheets in deutscher und anderen Sprachen

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