Sprachwissenschaftler küren Wort und Unwort des Jahres, Foto: Brigitte Ott

Sprachwissenschaftler küren Wort und Unwort des Jahres

Sprachwissenschaftler haben auch in diesem Jahr das Wort und Unwort des Jahres 2017 gekürt. Während das Wort des Jahres (‚Jamaika-Aus‘) das vergangene Jahr charakterisieren soll, wirft das Unwort des Jahres (‚alternative Fakten‘) nach Aussage der Initiatoren einen ‚sprachkritischen Blick auf Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen‘.

Das diesjährige Unwort steht für den Versuch, mit dem Ausdruck ‚alternative Fakten‘ falsche Behauptungen zu legitimieren. Bekannt geworden ist der Begriff im Rahmen einer Pressekonferenz nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump. Damals bezeichnete die Trump-Beraterin Kellyanne Conway die (falsche) Behauptung, bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten seien so viele Feiernde auf der Straße gewesen wie nie zuvor, als alternative Fakten. Die Jury der sprachkritischen Aktion weist darauf hin, dass es auch in Deutschland Tendenzen gibt, Fakten durch nicht belegbare Behauptungen zu ersetzen und diese durch die Nutzung von ähnlichen Begrifflichkeiten wie ‚alternative Fakten‘ als wahr zu deklarieren.

 

Für die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS), die das Wort des Jahres wählt, steht Charakter des jeweils abgelaufenen Jahres im Fokus. Das Wort des Jahres soll nacheigenen Angaben ‚den ‚sprachlichen Nerv‘ des Jahres treffen‘. Auf diese Weise schreiben die Wörter der Vorjahre auch Zeitgeschichte. Denn steht mit Jamaika-Aus, das für die besonders schwere Regierungsbildung steht, ein politisches Thema im Mittelpunkt, waren es in den vergangenen Jahren durchaus auch andere: postfaktisch, Flüchtlinge, Wutbürger, Finanzkrise sind sicher nur einige von ihnen. Darüber hinaus lohnt sich sicher auch ein Blick auf die Platzierungen hinter ‚Jamaika-Aus‘. Hier landen z. B. ‚Shuttle-Service‘, ein zynischer Begriff des Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer (CDU/CSU) zu den Seenotrettungseinsätzen von Nichtregierungsorganisationen im Mittelmeer, und ‚Genderwahn‘, mit dem die Bemühungen um geschlechtergerechte Sprache nach Einschätzung der Jury diffamiert werden sollen.

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